Es ist Neumonddunkel. Mit Schneeschuhen geht es nach dem Abendessen im Taurerwirt Richtung Dorfertal hinaus in die schwarze, klare Nacht. Das tanzende Licht kommt von Fackeln. Der Pulverschnee ist frisch und tief. Gut, dass Martin Gratz, unser Guide, vorneweg spurt. Beschaulich, scheinbar losgelöst von Raum und Zeit, geht es im Schein der Fackeln durch die Winter-Wunderwelt rund um das Hotel. Irgendwann stoppt Martin und leitet uns an, die Fackeln auszulöschen. „Bei uns in Kals gibt es wenig Lichtsmog, daher leuchten die Sterne besonders hell“, erklärt der Wanderführer, der auch Musiker mit Lieblingsinstrument Trompete ist. Der unendliche Sternenhimmel, die klirrende Kälte, Martins warme Trompetenklänge und die Winterwelt um uns, wirken magisch. Jetzt sind auch die letzten Zweifel, warum wir uns die weite Anreise bis hinauf nach Kals angetan haben, verflogen. Das beschauliche Bergdorf auf gut 1.300 m Seehöhe schafft es, alpine Ursprünglichkeit, Traumlage am Fuß des Großglockners und Anbindung an Osttirols größtes Skigebiet, sympathisch zu kombinieren. Wie das geht, wird im Taurerwirt, am nördlichen Ortsrand von Kals, vorgelebt. Sechs Familienmitglieder kümmern sich im 4-Sterne Hotel um die Gäste. Seniorchefin Paula Rogl, Sigi der Küchenchef, Christoph als Weinprofi & Servicechef, Simone an der Rezeption, Martins Frau Christina im Wellnessbereich und Schwiegersohn Martin Gratz. Das Hotel ist ein sympathisches Unikum, mit umfassendem Wellnessangebot, geschmackvoll gestalteten Zimmern und einer Kulinarik, die regionale Produkte gekonnt auf die Bühne bringt. Etwa die fangfrischen Forellen und Saiblinge aus dem eigenen Fischteich, das Wild aus dem Kalser Jagdrevier, Fleisch, Milch, Butter, Topfen, Joghurt, Käse und Berghonig von Kalser Bauern. Um die Gefahr zusätzlicher Genuss-Kilos zu minimieren, sind die direkt beim Hotel beginnenden Langlaufloipen und Winterwanderwege ideal. Auch Schneeschuhtouren kann man unmittelbar ab Hotel starten.

Im Bild: Das Skigebiet Kals-Matrei mit der Adlerlounge in der Bergstation

Das Skigebiet

Uns zieht es am ersten Morgen zuallererst zum Skifahren. Der Himmel ist wolkenlos. Es ist bitterkalt. Fein, dass ein wenig Stockeinsatz nötig ist, um vom Hotel direkt ins Skigebiet einsteigen zu können. Per Gondelbahn geht es aus Kals hinauf zur „Adler Lounge“ genannten Bergstation. „Oben“ verschlägt es uns die Sprache. Das liegt auch an der dünnen Luft auf 2.400 Meter, vor allem aber daran, dass der felsig-weiße Großglockner spitz ins dunkle Blau des Himmels aufragt. Zusätzlich zum Glockner drängen sich insgesamt 60 Dreitausender-Gipfel rund um uns. So ein gewaltiges Panorama können neben Kals-Matrei alpenweit nur ganz wenige Skiregionen bieten. Allein zum Staunen sind wir allerdings nicht da. Die Kalser Pisten breiten sich in der Vormittagssonne vor uns aus. Richtung Matrei zieht es uns erst später, wenn die Sonne am Nachmittag auch die westseitigen Pisten beglückt.

Das Großglockner Resort – so nennt sich das Skigebiet – ist mit 43,6 km Pisten und 18 Liften das größte in Osttirol. Höhenlage und Beschneiung sorgen für Schneesicherheit. Seit 2008 sind Kals und das westlich, auf der anderen Seite des Berges, gelegene Matrei per Skischaukel verbunden. Seither wird viel in moderne Seilbahnen und Beschneiung investiert. Aktuellstes Beispiel: Die neue 6er-Sesselbahn Glocknerblick in Kals. Sie eröffnet im Dezember 2019. „Die neue, komfortable Bahn führt direkt aus dem Ort ins Skigebiet. Sie erschließt bestehende und neue Pisten noch besser und macht das Gradonna Mountain Resort noch schneller erreichbar „, erklärt Martha Schultz von den Bergbahnen Kals-Matrei. Der Lohn: Das internationale Skigebiets-Testportal „Skiresort.de“ zeichnet Kals-Matrei als alpenweit herausragenden „Geheimtipp“ aus. „Alle wesentlichen Lifte im Skigebiet sind auf neuestem Stand. Man kann den ganzen Tag Skifahren, ohne langsame, ältere Lifte nützen zu müssen“, lobt Oliver Kern von Skiresort.de, während wir gemeinsam mit der Gondelbahn bergwärts fahren. „Es gibt praktisch nie Wartezeiten an den Liften. Und Skifahrer haben überdurchschnittlich viel Platz auf den Pisten“, nennt der Skigebietstester weitere Stärken. Welche Pisten man besonders liebt, hängt vom Können ab. Uns begeistern die variantenreiche, beinahe 1.000 Höhenmeter überwindende Blauspitzabfahrt (Piste Nr. 17) und die Piste Nr. 13 von der Adler Lounge zur Mittelstation der Kabinenbahn. Passen die Bedingungen, sind die freien Hänge südlich der Seilbahn, mit Ausgangspunkt Adler Lounge, ein Tiefschnee-Freeride-Paradies. „Mehrere der sehr breiten Pisten bieten attraktive Steilheit, sind also weder zu steil, noch zu flach. Das beste Beispiel dafür ist die Goldried Piste (Nr. 2). Hier kommen mittelgute Skifahrer voll auf ihre Kosten“, schwärmt Skigebietstester Kern. Und wendet seine Aufmerksamkeit den Skihütten zu. „Die stylisch-moderne Adler Lounge mit Glocknerblick, die Roatz Bodn Hittn, eine urige Hütte auf Matreier Seite und die Gamsalm, an der Piste unten in Kals, sind meine Favoriten“, verrät der Genießer. „Wer während des Skifahrens Haubenküche genießen will, legt einen Zwischenstopp im Restaurant des Gradonna Mountain Resort, direkt an der Piste, in Kals ein“, weiß Kern.

Im Bild: Das Großglockner Resort Kals-Matrei bietet weitläufige Pisten oberhalb der Baumgrenze

Nationalpark-Bergwelt

Es sind die zahllosen Berge des Nationalparks Hohe Tauern inklusive der ganz „Großen“ wie Großglockner und Großvenediger – die Kals und Matrei prägen. Durch den Skigebietszusammenschluss sind sie einander viel näher als früher. Das alpine, kleine, ruhige und abgeschiedene Kals. Und das sich am Talboden breit machende, größere, lebhaftere und schneller erreichbare Matrei. Kals liegt „oben“, am Fuß des Glockners. Matrei „unten“, am Schnittpunkt zweier Talschaften – dem Umbal-/Virgen-/Iseltal einerseits und dem Gschlöß-/Felbertauerntal andererseits. Beide Orte sind tragende Säulen des Nationalparks, der vor bald 4 Jahrzehnten entstanden ist. Seine Idee ist die Kombination aus Schützen und Greifbar-Machen der alpinen Wunderwelt. Im Winter gelingt dieses Greifbar-Machen besonders eindrucksvoll, etwa im Klödnitztal bei Kals: Geführt von Nationalpark Ranger Emanuel Egger starten wir beim Lucknerhaus zu einer Schneeschuh-Wildbeobachtungstour. Wir haben schon wieder Glück, der Glockner ragt vor uns imposant auf. „Bewaffnet“ mit Fernglas und Spektiv geht es gemütlich taleinwärts. „Hier haben wir vielfach freie Sicht auf die ober uns aufragenden Bergflanken“, erläutert Emanuel. Schon bald später zeigen sich die ersten beiden Steinböcke, auf vom Wind schneefrei gewehten Geländekanten. Seelenruhig sind sie hier auf der Suche nach Nahrung. Ein Schauspiel, das sich mit Steinböcken oder Gämsen in den folgenden knapp zwei Stunden mehrfach wiederholt. Wildtierbeobachtungen bietet der Nationalpark regelmäßig in Kals und in Matrei, dort ab Matreier Tauernhaus, an. „In Matrei ist die Wahrscheinlichkeit groß, Steinadler oder Bartgeier am Winterhimmel zu erblicken“, verrät der Ranger.

Im Bild: Steinböcke können im Nationalpark Hohe Tauern nahe Kals auch im Winter beobachtet werden

Langlaufen und Winterwandern sind weitere Möglichkeiten, Winter-pur zu genießen. Geselligkeit, Naturerlebnis und Geschwindigkeitserlebnisse machen Rodeln reizvoll, etwa in Kals auf der Rodelbahn Fallwindes oder der Rodelbahn von der Mittelstation der Gondelbahn talwärts.

Sportlich wie alpinistisch herausfordernd sind Skitouren und Eisklettern. „Unsere Bergwelt rund um den Glockner ist ein riesiges Skitourengebiet in schneesicheren Höhenlagen“, schwärmt der Kalser Fotograf Hans Groder. Von gemütlichen Skitouren in Talnähe bis zu Ski-Hochtouren ist alles möglich. Der alpinen Gefahren wegen, ist Bergführerbegleitung dringend empfohlen.

„Durch die Höhenlage ist unsere Region reich an Gelegenheiten zum Eisklettern“, weiß Bergführer Isidor Proppeller aus Matrei. Internationaler Eiskletter-Hotspot ist seit 2016 der Eispark Osttirol, Österreichs größter Eisklettergarten, in der Nähe des Matreier Tauernhauses. „Meine Kollegen und ich bieten hier verschiedenste Kurse für Einsteiger und Fortgeschrittene an“, betont Eiskletterexperte Isidor.

Im Bild: Winteridylle am Fuß des Großglockner in Kals in Osttirol

Regional & innovativ

Als Gast in Kals oder Matrei wird an allen Ecken und Enden spürbar, dass sich Hoteliers und Gastronomen mächtig ins Zeug legen. Die Rogls vom Taurerwirt sind nur ein Beispiel. Erfreulich viele weitere gibt es in beiden Orten. Etwa den Biergasthof Glocknerhof in Kals. Hier wird seit zwei Jahren eigenes Bier gebraut. Und Theresia, die Tochter des Hauses, hat im Spätsommer 2019 mit dem Gericht „Kitz nose to tail“ – kreativ zubereiteten Ziegenspezialitäten, die vom Figerhof in Kals stammen – den Genusspreis der Einkaufsgenossenschaft Hogast erkocht. Dem nicht genug errang sie im Herbst 2019 bei den Jungkoch-Weltmeisterschaften in Kanada die Bronzemedaille. Oder das stylische Gradonna Mountain Resort, das Wellness-, Gourmet- und Alpin-Aktivhotel in einem ist. Matrei steht dem nicht nach: Kreativstes Beispiel ist der Talmarkt Matrei – ein geschicktes Miteinander von Bauernladen, Café und Ausflugsziel für alle, die echte regionale Lebensmittel schätzen. Kulinarisch immer einen Besuch wert ist die 2-Hauben-Pizzeria „Saluti“ von Ernst Moser. Hotels, die im Ort Rufzeichen setzen, sind allen voran Outside und Rauter. Überdies etablieren sich in Matrei innovativ gestaltete Designer-Domizile, etwa die Ferienwohnung „Freiraum“, das „Coop-Designhaus“ oder die „PanoramA Apartments“.

INFO: Großglockner Resort Kals-Matrei

 

Allgemein

Kals und Matrei sind zwei der bekanntesten Orte in Osttirol. Verbunden sind sie durch das gemeinsame Skigebiet, das Großglockner Resort Kals-Matrei. Der Zusammenschluss erfolgte 2008. Kals ist der höher (etwa 1.300 m) und ruhigere, im Talschluss und ohne Durchzugsverkehr, am Fuß des Großglockners (3.798 m), Österreichs höchsten Gipfels, gelegene Ort. Matrei (etwa 900 m) ist der größere, lebhaftere und schneller erreichbare Ort. Das Skigebiet und beide Orte zeichnen sich durch die Lage mitten in den 3.000 Gipfeln des Nationalparks Hohe Tauern aus. Beide Orte bieten zusätzlich zum Skifahren eine große Vielfalt an Möglichkeiten, den Winter abseits der Pisten zu genießen: Schneeschuhtouren und Skitouren von einfach bis ambitioniert, Ski-Hochtouren im Großglockner- und im Großvenediger-Gebiet, gemütliches Winterwandern, Langlaufen, Rodeln u.v.m.

 

Tourismus-Infos

 

Das Skigebiet – Großglockner Resort Kals-Matrei

  • 43,6 km Pisten (davon 8,5 leicht | 24,5 mittel | 6 schwer | 4,6 Skirouten)
  • Vollflächige Beschneiung aller Pisten
  • 18 Lifte (3 Achter-Gondelbahnen, 3 Sechser-Sessellifte, 3 Sessellifte, 9 Schlepplifte)
  • Neu: 6er-Sesselbahn Glocknerblick in Kals
  • Skipasspreise (2019/20): Tageskarte Erwachsene 49,– € | Kinder (bis 18 Jahre) 24,50 € | 6-Tageskarte (gültig in allen Osttiroler Skigebieten) ab 232,– € (Erwachsene) bzw. 116,– € Kinder (bis 18 Jahre) | Familien-Special: Bei zwei zahlenden Erwachsenen, sind das 3te und jedes weitere Kind kostenlos | Im Großglockner Resort gilt der Kärntner Skipass www.topskipass.at
  • Anfänger: Übungsgelände im Tal in Kals und bei der Bergstation der Gondelbahn Matrei
  • Funpark: im Skigebietsteil Matrei-Goldried
  • Kinderbetreuung: je ein Kinderland in Gondelbahn Talstation Kals & Gondelbahn Bergstation Matrei
  • Pistentourengehen: am Pistenrand während der Skigebiets-Öffnungszeiten
  • Skibusse: täglicher Skibusverkehr (Hin- & Retourfahrten) in Kals und Matrei
  • Bergbahnen Kals, Großdorf 70, Kals, T +43-4876-8233
  • Matreier Goldried Bergbahnen, Talstation, Matrei, T +43-4875-6067
  • www.gg-resort.at und www.skiresort.de/skigebiet/grossglockner-resort-kals-matrei

 

Der Nationalpark

Kals und Matrei sind die beiden wichtigsten Nationalparkgemeinden in Osttirol. Drei Ausstellungen und fünf verschiedene, regelmäßig angebotene Ranger-Programme laden im Winter zum Nationalpark-Erleben ein. Für individuelle Touren ist es möglich, Ranger gezielt zu engagieren. Infos zum Nationalpark und zu „Rent a Ranger“:

Kirchplatz 2, Matrei, T +43-4875-5161-10, www.hohetauern.at

 

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