Schönes Wetter. Schöner Urlaub. So weit, so klar. Nur, wie lässt es sich vorhersehen und wie ist der nächste Kurzurlaub zu planen, damit das Wetter hält, was man erwartet? Auf der Suche nach Schönwetter, holen wir uns Rat vom Villacher Meteorlogen Gerhard Hohenwarter.

 

Alpe Adria Magazin: Gibt es Zeiträume, in denen das Wetter, längerfristig planbar, sicher schöner ist, als zu anderen Zeiten im Jahr?

Gerhard Hohenwarter: De Facto ist es im Mittelmeerraum im Sommer drei Monate lang sonnig und bis auf einzelne Gewitter trocken. Das liegt an einem stabilen subtropischen Hoch, das auch im Südalpenraum für mehr Sonne sorgt. Die übrigen Alpen stehen während des Sommers im Einflussbereich der weit nördlich liegenden Polarfront. Im Frühjahr hingegen ist wettermäßig alles möglich. Und Oktober bis Anfang Dezember gelten im Alpe Adria Raum als Zeit der kräftigsten Niederschläge. Viel konkreter sind allgemeingültige Einschätzungen nicht möglich.

 

AAM: Warum hat man als Laie den Eindruck, „der Wetterbericht stimmt sehr oft nicht“?

GH: Die verschiedenen Wetter-Apps greifen auf Daten und Wettermodelle zurück, die auch wir Meteorlogen verwenden. Die Apps stellen die Informationen vereinfacht als Symbole (Sonne, Regen, Wind usw.) dar. Viele der Apps setzen auf weltweite Wettermodelle, die einen groben Raster von 11 Kilometer je Wetterinformation haben. Die Flächen dazwischen werden interpoliert, also anhand der Punkt-Informationen berechnet. Überdies arbeiten die Apps meist mit Wahrscheinlichkeiten und zeigen das jeweilige Symbol, etwa Gewitter oder Regen, schon bei geringer Wahrscheinlichkeit an, weil sie zur Schlechtwetterabsicherung tendieren. Deshalb rate ich die angezeigten Wahrscheinlichkeiten zu beachten.

Gerhard Hohenwarter

Der Villacher ist Meteorologe bei GeoSphere Austria (ehemals ZAMG) in Klagenfurt.

In seiner Freizeit vermisst der Familienvater und passionierte Bergsteiger nicht nur den Eiskar-Gletscher in den Karnischen Alpen, sondern veranstaltet auch regelmäßig Wetterseminare.

www.gerhardhohenwarter.at

AAM: Was am Wetter ist realistisch prognostizierbar und was nicht?

GH: Großwetterlagen sind gut vorhersagbar. Je kleiner das Wettersystem ist, desto schwieriger ist die Prognose. Beispielsweise sind Tiefdruckgebiete an der Alpensüdseite bezüglich ihrer Position und ihrer Auswirkung auf einzelne Regionen extrem sensibel. Auch bei Gewittergefahr im Sommer gibt es viel Unschärfe. Man kann zwar vorhersagen, dass sie erhöht ist, nicht aber lässt sich örtlich und zeitlich exakt eingrenzen, wo sich Gewitter bilden werden.

 

AAM: Wetter-Apps gibt es in großer Zahl. Welche sind besonders zu empfehlen?

GH: Weil ich nicht alle kenne, gebe ich keine Empfehlung ab. Ich weiß, dass vielfach Meteoblue oder Bergfex verwendet wird. Und ich kenne „Windy“ und die norwegische „YR.no„. Bei allen Apps muss man selbst herausfinden, mit welcher man gut umgehen kann. In der Handhabung sollte man ihre „Genauigkeit“ nicht überinterpretieren.
Zusätzlich zu den Apps gibt es Webseiten für Wetterwarnungen, etwa www.zamg.ac.at oder www.meteoalarm.org.

 

AAM: Wie ist es um die Vorhersagbarkeit von Gefahren wie Gewitter oder Starkregen bestellt?

GH: Gewittergefahr ist gut vorhersagbar, aber eben nicht genau, wo einzelne Gewitter auftreten. Daher ist es bei allen Aktivitäten im Freien ratsam, das Wolkenbild regelmäßig zu beobachten. Binnen 45 Minuten kann aus einer kleinen Quellwolke ein mächtiger, bis zu zwölf Kilometer hoher Wolkenturm werden. Wenn ein Gewitter aufzieht, sollte man anhand der Zeit, die zwischen Blitz und Donner liegt, dessen Entfernung abschätzen. Drei Sekunden heißt ein Kilometer. Sobald das Gewitter näher als 20 Sekunden ist, sollte man Schutz suchen, denn meist bewegt sich das Gewitter und Blitze schlagen nicht nur in seinem Zentrum ein. Jedenfalls sind einzelne Bäume oder kleine Baumgruppen, sowie im alpinen Bereich Gipfel, Grate oder Liftstützen zu meiden.

 

AAM: Welche Wetterphänomene sind im Sommer für den Alpe Adria Raum typisch?

GH: In den Alpen dominieren an schönen Sommertagen Talwindsysteme. Der Wind weht taleinwärts. Am Meer dominieren Seewindsysteme. Der Wind weht vom Meer Richtung Land, weil es sich tagsüber stärker erwärmt, als das Meer. Spannend am nördlichen Adriarand ist, dass beide Windsysteme aufeinandertreffen. Etwa im Collio verbinden sie sich. So strömt die Meeresluft bis auf die adrianahen Hügel und Berggipfel.