Auf der Terrasse einer Hütte im Skigebiet zu sitzen und kurzärmelig, mit Blick auf die umliegenden verschneiten Berggipfel, die Sonne zu genießen, ist für mich Sonnenskilauf“, schwärmt Maria Löcker aus Obertauern von der wichtigsten Nebensache beim Frühjahres-Pistenspaß. Als Basics nennt die Mitarbeiterin des TVB Obertauern Schneesicherheit und Höhenlage. „Unser Skigebiet mit rund 100 km Pisten gilt als Schneemekka. Es beginnt auf 1.740 Meter Höhe und reicht bis auf über 2.300 Meter“, erklärt sie, warum in Obertauern traditionell bis Anfang Mai skigefahren wird. Ähnlich wichtig wie der Schnee ist die Anzahl der zu erwartenden Sonnentage. „Wir am Nassfeld haben durchschnittlich 100 Sonnenstunden mehr als vergleichbare andere Skigebiete“, betont Christopher Gruber von Nassfeld-Lesachtal-Weissensee Tourismus, die sonnenbegünstigte Lage südlich des Alpenhauptkamms. Eine weitere Stärke von Kärntens größtem Skigebiet ist die Nähe zu Italien. Insbesondere kulinarisch ist ein Spaziergang über die direkt am Berg verlaufende Grenze lohnenswert, etwa um eine „echte“ Pizza, Gipfel-Panoramablick auf der Sonnenterrasse inklusive, zu genießen.

 

Highlight Firngenuss

Zurück auf die Piste. Neben Höhe und Schneesicherheit entscheidend ist die Größe des Skigebiets. „Mit 110 Pistenkilometern ist das Nassfeld so groß, dass sich die Gäste so gut verteilen, dass man nie das Gefühl voller Pisten hat“, nennt Gruber einen weiteren Pluspunkt. Zusätzlich zur Größe ist es wichtig, dass es Abfahrten gibt, die zu unterschiedlichen Zeiten sonnenbeschienen sind. Eine der Frühjahres-Stärken von Kitzbühel mit seinen 233 km Pisten sind die zahlreichen Nordosthänge. In der Früh sind die frisch präparierten Pisten griffig, aber relativ hart. Bald nachdem Sonnenstrahlen auf den Schnee treffen, beginnt es aufzufirnen. Und Firnabfahrten sind das Highlight eines Frühlingsskitages. Je wärmer und je später es wird, desto eher beginnt der Schnee sehr weich zu werden. Spätestens wenn der Schnee tief, schwer und feucht ist, gilt es von der Piste auf die Hüttenterrasse zu wechseln. „Matschige Verhältnisse am Nachmittag können für nicht so geübte Skifahrer die Verletzungsgefahr erhöhen“, weiß Löcker. Die unterschiedlichen Schneeverhältnisse sind auch der Grund, warum Experten vor dem Sonnenskilauf zu einem Skiservice (Kanten schleifen & Belag wachsen) raten. Am Nassfeld kann man das auch direkt im Skigebiet nachholen: „Im Kofelcenter bei der Bergstation des Millenium-Express bieten wir das schnellste Skiservice Österreichs“, verrät Christopher Gruber.

 

Sonnenski-Saison 2022

Die späten Ostern (17./18. April) sorgen für eine besonders lange Pistensaison. Zusätzlich zu Skigebieten, wie Obertauern (Anfang Mai) oder Kitzbühel (24. April), die traditionell lange offen halten, läuft der Betrieb in schneesicheren Gebieten wie dem Nassfeld zumindest bis zum Ostermontag. Los geht die Sonnenskilaufzeit spätestens Mitte März. Dann warten besonders attraktive Angebote und lässige Events. Welche von ihnen pandemiebedingt heuer möglich sein werden, dürfte erst kurzfristig feststehen. Obertauern jedenfalls plant das Gamsleiten Kriterium, die legendäre Schatzsuche im Schnee, für 22.-24. April. Bei den Angeboten ist die Sache klarer. Sie sind wie etwa „Kids eingeladen“ am Nassfeld bereits buchbar. Von 13.3. bis 18.4. urlauben Kids unter 10, inklusive Skipass, im Zimmer der Eltern kostenlos. „Das ist eine besonders leistbare Form von Familien-Skiurlaub“, betont Gruber. Auch Kitzbühel lockt mit attraktiven Preisen: Pay 3, Ski 4 wird von 13.3. bis 22.4. jeweils ab Sonntag oder Montag angeboten.

„Schade ist“, so Maria Löcker aus Obertauern, „dass das Skifahren im Frühjahr etwas in Vergessenheit geraten ist. Dabei ist es so lässig.“ Und wer es erlebt hat, ist glücklich, für ein paar coole Tage im Schnee den blumenblühenden Frühling im Tal gegen Winter am Berg getauscht zu haben. Ein Erlebnis-Geheimtipp ist es, den Sonnenuntergang auf einer der Hüttenterrassen im Skigebiet abzuwarten, vorausgesetzt es ist erlaubt, danach noch ins Tal abzufahren. In Obertauern etwa bieten einige Hütten Sundowner-Genuss inklusive Abfahrtsmöglichkeit danach. Stimmungsvoller kann ein Frühjahres-Skitag nicht ausklingen.

Sonnenskilauf – Die Basics

 

Darauf soll bei der Wahl der Sonnenskiregion, der Ausrüstung, der Vorbereitung und der Planung des Skitages geachtet werden:
  • Schneesicherheit – damit die Saison auch wirklich lang dauert
  • Höhenlage – damit es in der Nacht kalt genug wird und der Schnee durchhärtet. Sonst entsteht kein Firn
  • Exponiertheit der Pisten – ideal sind Hänge in alle vier Himmelsrichtungen. Dann kann man nach Tageszeit und Sonneneinstrahlung jeweils die bestmögliche Piste wählen
  • Früh starten – sobald die Seilbahnen den Betrieb aufnehmen, heißt es, hinauf auf den Berg. Zwar sind die Pisten anfangs noch hart, aber griffig präpariert. Dafür ist man beim Auffirnen am Vormittag garantiert dabei, und kann, nach zig Abfahrten wenn es wirklich weich wird, eine der Hütten ansteuern …
  • Sonnenterrassen – Skihütten und Bergrestaurants sollten sonnige, windgeschützte Terrassen haben
  • Ski-Sonnenbrillen – ein Muss. Der starken Sonnenstrahlung wegen
  • Ski-Sonnencreme mit hohem Schutzfaktor – unbedingt! Die Sonne ist wegen der Reflexion durch den Schnee besonders intensiv
  • Kein Abfahren kurzärmlig, ohne Handschuhe oder ohne Helm – Stürze in den Schnee mit bloßer, ungeschützter Haut haben oft Abschürfungen zur Folge
  • Ski & Bindung – die Kanten sollten fachmännisch geschliffen sein, um auf harten Pisten souverän unterwegs zu sein. Der Belag soll gewachst sein, damit man im weichen Schnee gut voran kommt. Und die Bindung soll funktionsüberprüft & aktuell passend eingestellt sein, um das Verletzungsrisiko bei weichem, schweren Schnee zu minimieren.
  • Fitness & Warm-Up – eine gute Grundfitness und Aufwärmen/Lockern vor der ersten Abfahrt sind ratsam. So hat man auf harten Pisten in der Früh und auf firnigen später am Tag seinen Spaß. Und man kommt auch im tiefen, weichen, schweren Schnee am Ende des Skitags problemlos ins Tal.