„Im Winter in der Natur im Tal oder am Berg unterwegs zu sein, unterscheidet sich deutlich vom Sommer. Die Temperaturen sind viel niedriger und die Tage deutlich kürzer. Der Untergrund – oft rutschig oder man stapft im Schnee – sorgt dafür, dass man für gleiche Wegstrecken im Winter länger braucht als im Sommer“, fasst Arno Gruber jun. von Sport Gruber in Bad Kleinkirchheim, zentrale Basics zusammen, die er jedem Winterwander- oder Schneeschuhwander-Einsteiger mit auf den Weg gibt. Beim Schneeschuhwandern kommt hinzu, dass das etwas breitbeinigere Gehen und der meist notwendige höhere Schritt Muskelgruppen beansprucht, die nicht bei jedem so gut trainiert sind. Dadurch wird man schneller müde.

 

Schneeschuhwandern boomt

„Im Vorjahr hat Schneeschuhwandern einen Boom erlebt. Des vielen Schnees wegen und weil die Menschen neben Winterwandern und Skifahren nach Alternativen gesucht haben“, erzählt Schneeschuhexperte Gruber. Bei der Wahl des Schneeschuhs sei entscheidend, die seinem Körpergewicht entsprechende Größe (Gesamtgröße des Schneeschuhs, nicht Schuhgröße) zu wählen, um zu tiefes Einsinken zu verhindern. Für guten Halt beim Gehen sind die Metallkrallen unter der Bindung und an der Unterseite der Außenränder entscheidend. „Wichtig ist bei der Modellentscheidung, dass es zu den geplanten Aktivitäten passt. Ist man eher gemütlich in flachen, weiten, hügeligen Gegenden unterwegs. Oder hat man alpinere Touren mit steileren Bergauf- und Bergab-Passagen vor. Oder braucht man ein High-End-Modell, wie es etwa Eiskletterer für Zustiege verwenden“, erläutert Andreas Ried von Koch Alpin, der Tubbs- und Atlas-Schneeschuhe in Österreich vertreibt.

Auch sehr wichtig sind die Schuhe. Wintertaugliche, robuste halbhohe Berg- oder Trekkingschuhe sind ein Muss, um komfortabel, ohne nasse, kalte Füße und ohne Druckstellen der Schneeschuhbindung unterwegs zu sein. „Wir empfehlen Berg- oder Trekkingschuhe mit fester Sohle“, betont Koch Alpin Experte Ried. „Halbschuhe oder Moonboots sind völlig ungeeignet“, weiß Arno Gruber. Und um auch im tiefen, feuchten Schnee trocken zu bleiben sind Gamaschen empfehlenswert. „Längenverstellbare Stöcke mit großen Winter-Schneetellern sind wichtig. Sie geben Halt und die großen Teller verhindern ein tiefes Einsinken in den Schnee“, führt der Bad Kleinkirchheimer ins Treffen. Weiters raten die Experten zur Wahl eines Rucksacks, auf dem die Schneeschuhe außen einfach fixiert und getragen werden können. Das ist nötig, wenn etwa die Schneelage schlecht ist und man es mit aperen Streckenteilen zu tun hat. Oder wenn man wie Andreas Ried weiß „auf tragfähigen Schneedecken ohne Schneeschuhe schneller, kraftschonender und komfortabler unterwegs ist“. Für solche Passagen und immer dann, wenn es aper und doch eisig ist, rät er auch auf Schneeschuhtouren leichte Spikes mitzunehmen.

DIE EXPERTEN

Arno Gruber jun.
Schneeschuh- und Winterwanderexperte. Sportfachhändler und Inhaber von Sport Gruber in Bad Kleinkirchheim.
www.sport-gruber.at

Andreas Ried
Schneeschuh- und Spikes-Experte bei Koch Alpin (Atlas & Tubbs Schneeschuhe, Snowline Spikes) in Tirol.
www.kochalpin.at

Michael Walzer
Sport-, Winterwander- und Schneeschuhwanderexperte der Tirol Werbung.
www.tirol.at

Sportlich-funktionelle Kleidung

Die Bekleidung hat beim Schneeschuhwandern großes Potenzial zum Spaßverderber zu werden. „Jeans sind nicht ratsam, weil der Baumwollstoff schnell nass und dann kalt wird. Wir empfehlen leicht isolierte Funktionshosen, wie sie beim Skitourengehen oder Langlaufen eingesetzt werden, die wasserfest und elastisch sind“, lässt Gruber wissen. Skibekleidung hingegen ist, außer es ist extrem kalt, nicht ideal, weil sie meist zu warm ist. Funktionsunterwäsche ist sehr ratsam, weil, wenn man schwitzt die Feuchtigkeit vom Körper abtransportiert wird. Darüber empfiehlt Gruber klassischen, flexiblen, der Witterung und der Temperatur angepassten Zwiebellook. Ebenso Handschuhe und Haube. In den Rucksack gehören Wechselkleidung und eine zusätzliche Isolationsjacke. Und eine Thermos-Trinkflasche sowie etwas zum Essen, zumindest Energie-Powerriegel. Für den Augenschutz unbedingt nötig ist eine Sportbrille, weil die Reflexionen des Schnees für die Augen ungesund sind. Eine Kälteschutz-Sonnencreme schützt die Gesichtshaut. Weitere Ausrüstungsbasics, die man immer mit dabei haben soll, sind Erste Hilfe-Ausrüstung, Stirnlampe, falls man in die Dunkelheit kommt, und eine Powerbank als Zusatzenergie fürs Handy, weil in der Kälte der Akku weniger leistungsfähig ist. Und je nach Tour und Schneelage kann, sofern man sich im alpinen Raum bewegt, vollständige Lawinenausrüstung (Lawinenverschütteten-Suchgerät (LVS), Schaufel und Sonde), notwendig sein.

„Im letzten Winter gab es leider viele Fälle wo Schneeschuhwanderer aus Mangel an Wissen in Bereiche vorgedrungen sind, in denen sie im Winter nichts verloren haben. Darum rate ich, anhand dessen wo man geplant hat unterwegs zu sein, zu hinterfragen: Ist es erlaubt? Oder gibt es Sperr- bzw. Ruhezonen, Wildfütterungen o.ä.“, so Gruber. Teil der routinemäßigen Vorbereitung jeder Tour sollte sein, die Wegstrecke vorher mittels Wanderkarte/-führer zu planen, die Schneelage aber auch die zu erwartenden Verhältnisse zu hinterfragen und wenn es in alpine Regionen geht, auch die Lawinensituation sowie das Wetter zu checken.

 

Wandern auf gesicherten Wegen

Beim Winterwandern ist zwar auch Planung ratsam, doch ist sie einfacher, weil das Wegenetz vorgegeben ist. „Wir beschreiben Winterwanderwege als im Schnee angelegte Wege, die markiert, unterhalten, kontrolliert und vor alpinen Gefahren gesichert sind. Überdies sind sie, wie auch die Schneeschuhtouren von leicht-blau, mittel-rot bis schwer-schwarz klassifiziert“, betont Michael Walzer, bei der Tirol Werbung fürs Winter- und Schneeschuhwandern zuständig.

Trotzdem lauern auch beim Winterwandern Gefahren. Rutschiger Schnee und vereiste Wegpassagen führen vielfach zu Stürzen und gelten als weitaus häufigste Unfallursache. Selbst wenn man nicht stürzt, Freude macht das Gehen nicht, wenn man rutscht anstatt gemütlich und sicher gehen zu können. In den letzten Jahren haben sich als „Gegenmittel“ neben den altbewährten Grödel verschiedenste Spikes-Lösungen etabliert. Diese Spikes sind leicht über die Schuhe zu ziehen, sehr klein packbar und man kann sie, außer auf längeren Asphaltpassagen, die ganze Wanderrunde lang verwenden. „Klassischen Winterwanderern empfehlen wir das Snowline Chainsen Spike-Modell Walk mit zehn je einen Zentimeter langen Spikes. Geht es mehr in Richtung Bergsteigen, dann würde ich das noch stabilere Modell Pro mit 13 Zacken nehmen“, betont Andreas Ried.

„Bei der Bekleidung, bei der Sportbrille und der Kälte-Sonnenschutzcreme gelten die Empfehlungen vom Schneeschuhwandern. Beim Schuhwerk sollte man Trekkingschuhe mit guter Sohle wählen. Wichtig ist zu wissen, umso stabiler der Schuh ist, desto härter ist in vielen Fällen die Gummimischung der Sohle. Das sorgt dafür, dass sie auf Schnee weniger griffig ist“, erklärt der Bad Kleinkirchheimer Schneeschuh- und Winterwanderexperte Gruber.

AUSRÜSTUNGS-TIPPS

Schneeschuh- & Winterwandern

 

  • Stöcke: längenverstellbar mit großen Schneetellern
  • Gamaschen
  • Hose: leicht isoliert, wasserfest
  • Unterwäsche: Funktionsmaterial
  • Überbekleidung: Zwiebellook
  • Handschuhe & Haube
  • Sport-Sonnenbrille
  • Kälte-Sonnenschutzcreme
  • Rucksack
  • Isolierte Wasserflasche
  • Essen, zumindest Power-Riegel
  • Erste Hilfe Set
  • Stirnlampe
  • Handy & Powerbank
  • Wanderkarte bzw. Karte in Wander-App (etwa tourenportal.at)

Speziell
Winterwandern

  • Schuhe mit wintertauglicher Sohle
  • Spikes (im Bild rechts) um Rutschen zu verhindern

 

Speziell – Schneeschuhwandern

  • Robuste wintertaugliche Trekking- oder Bergschuhe
  • Schneeschuhe
  • Lawinenverschütteten-Suchgerät (LVS), Schaufel, Sonde

Quellen: Tirol Werbung, Österr. Kuratorium für Alpine Sicherheit, Experten, O. Pichler

Schneeschuh- & Winterwandern in Tirol

Das Herz der Alpen bietet eine Vielfalt und Qualität bei Winterwanderungen und Schneeschuhmöglichkeiten, die ihresgleichen sucht. Es gibt 15 Tiroler Winterwanderregionen, Österreichs erstes Winterwanderdorf, Kartitsch in Osttirol und zwei Winter-Weitwanderwege in der Region Seefeld und in den Kitzbühler Alpen. Ähnlich attraktiv ist das Schneeschuhangebot.
www.tirol.at/winterwandern
www.tirol.at/schneeschuhwandern