Es gibt ohnedies überall Handynetz.“ „Sollte keine Verbindung möglich sein, gibt es immer noch die SOS-Funktion am Handy.“ Zwei Denkfehler, die im Fall des Falles dramatische Folgen haben können. Im alpinen Raum gibt es große Regionen ohne Handy-Netzabdeckung. Und steht gar kein Netz zur Verfügung, funktioniert auch die SOS-Funktion nicht.

„Offline“ und unerreichbar zu sein, ist keine große Sache, solang man weiß wo man ist und keine Notsituation besteht. Orientierungslosigkeit oder keine Möglichkeit einen Notruf abzusetzen, allerdings sind zwei Horrorszenarien, die es zu vermeiden gilt. Lösungswege gibt es. Sie reichen von der klassischen Tourenplanung, über Touren-Apps, die auch offline arbeiten, bis zur Kommunikation (SMS, E-Mail, Telefonie) via Satellit.

 

Tourenplanung

Die solide Tourenplanung – ob bewährt mit Karte, Führer und Wetterbericht, oder digital, etwa mit Hilfe des Naturfreunde Tourenportals – sollte trotz guter Karten-Apps, für unterwegs, nicht vernachlässigt werden. Ratsam ist, ganz klassisch, die geplante Strecke zusammen mit dem realistischen Zeitplan bei einer Vertrauensperson zu hinterlassen. Ihre Aufgabe ist es, Alarm zu schlagen, wenn man nicht erreichbar ist und die geplanten Zeiten deutlich überschritten werden. Wer so agiert, erhöht seine Chance deutlich, bei einem Notfall selbst in einem handynetzfreien Bereich, zeitnah mit Hilfe rechnen zu können.

 

Karten-Apps

Die Outdoor-Orientierung wird durch Smartphone Karten-Apps sehr erleichtert. Die aktuellste dieser Apps ist das Naturfreunde Tourenportal. Es ist seit Herbst 2019 neu und baut auf über zehn Jahre Portal-Erfahrung auf. „Unser Tourenportal ist die ideale Basis für die Planung und auch perfekt für die Orientierung während man unterwegs ist, sowie fürs Tracking der Touren“, erklärt Martin Edlinger, Abteilungsleiter für Bergsport & Schitouren der Naturfreunde und federführend bei der Tourenportal-Entwicklung. Bei allen Karten-Apps gilt zweierlei zu bedenken:

  1. Nur vorher auf das Smartphone heruntergeladene Karten sind dank immer funktionierender GPS-Standorterkennung auch dann einsetzbar, wenn man kein Handynetz hat.
  2. Die Karten-App soll bei Netzverfügbarkeit gestartet und solange man in netzfreien Regionen ist, nicht beendet werden. Sonst ist es möglich, dass sie sich trotz vorhandener Offline-Karten ohne Netz nicht starten lässt.

„Der eigene Standort ist im Notfall sehr wichtig für die Rettungskräfte. Unsere App liefert per Klick auf die Kompassnadel der Karte alle relevanten Standortinformationen, die dann weitergegeben werden können“, nennt Experte Edlinger eine weitere Stärke der App.

 

SMS & E-Mail versenden

Um in Regionen ohne Handynetz per Textnachricht kommunizieren zu können, müssen Satelliten zur Hilfe genommen werden. Das ist technisch möglich und es gibt praktikable Lösungen – etwa A*Live von ProteGear oder das InReach-System von Garmin. Zentral dabei ist, dass alle Satellitensysteme nur unter freiem Himmel funktionieren, weil Gerät und Satellit hindernisfrei in Kontakt treten können müssen. „Ich halte es für sehr vorteilhaft, auch wenn es kein Handynetz gibt, kommunizieren und bei Problemen einen Notruf inklusive Standortangabe absetzen zu können. Deshalb sind die kleinen Satellitentools ein echter Pluspunkt“, betont Edlinger.

„A*Live ist ein System, das SOS-Funktion, Kommunikationsfunktion und Tracking in einem Gerät kombiniert“, fasst Markus Schlittenbauer vom A*Live Entwickler ProteGear zusammen. Das kluge an seinem System ist, dass es nur dann auf Satellitenverbindung schaltet, wenn es kein Handynetz gibt. Kombiniert mit einer Smartphone App kann man sehr gut per Textnachricht (SMS und E-Mail) kommunizieren. Eine weitere Stärke von A*Live ist das ausgeklügelte Notfall-System. Man kann aktiv einen Notfall auslösen und es auch so einstellen, dass das System Probleme erkennt, um von sich aus Alarm zu schlagen. Kombiniert mit der ständigen Verfügbarkeit des Standorts, wird so im Fall des Falles wertvolle Zeit gespart.

Eine weitere Lösung kommt von Garmin. Die InReach-Geräte ermöglichen Textnachrichten zu senden und zu empfangen. Zur Wahl stehen ein kleines nur auf die Satellitenkommunikation ausgerichtetes Gerät (InReach Mini) und hochwertige GPS-Geräte, die mit InReach ausgestattet sind (etwa Garmin 66i).

 

Sicher telefonieren

Unabhängig von Handynetzen, überall auf der Welt, unter freiem Himmel bei Sichtkontakt zum Satellit, telefonieren zu können, ist das Wesen von Satellitentelefonie. „Das beste Netz für den alpinen Bereich ist Iridium, weil es mit 66 um die Erde kreisenden Satelliten eine sehr gute Abdeckung bietet“, erklärt René Därr von Expeditionstechnik.de. „Satellitentelefone sind für Regionen ohne Handyempfang dann ideal, wenn es darum geht, nicht nur mit Textnachrichten zu kommunizieren, sondern miteinander reden zu können. Überdies ist das österreichische Notrufsystem (112 oder 140) auf Telefonkontakt ausgerichtet, was für Satellitentelefone spricht. Die einzige schriftliche Möglichkeit ist der Gehörlosennotruf (0800-133133)“, weiß Naturfreunde-Experte Edlinger.

 

Drei mögliche Lösungen:

I. A*Live von ProteGear

Neu. Als SOS-Gerät und Crash-Sensor erdacht. Es wird mit einer Smartphone-App zu einem soliden SMS- und E-Mail-Versand-/Empfangsgerät. A*Live kombiniert drei Funktionen: Textnachrichten, Notfall-Sensor und Tracking von Routen. Basisfunktionen, etwa drei vorher zu definierende SMS, sind vom Gerät aus steuerbar. Alles andere via App. Klug – es nützt Satellitenverbindung nur, wenn es kein Handynetz gibt. Kosten: € 498,– (Gerät) und ab € 99,– pro Jahr. Oder Miete € 79,– pro Monat.
www.protegear.de

II. Garmin InReach

Via Satellitennetz weltweit unter freiem Himmel Textnachrichten versenden und empfangen, das bietet InReach von Garmin. Kosten: ab € 19,99 pro Monat. Geräte: InReach Mini € 349,99. In Reach & GPS-Gerät in Kombination: 66i € 599,99
www.garmin.com

III. Satellitentelefonie

Drei Netze (Iridium, Inmarsat, Thuraya) stehen je nach Weltregion, in der man telefonieren will, zur Wahl. Kosten: Geräte € 559,– bis € 1.339,–. Und € 1,– bis € 2,– je Minute. Miete: pro Tag € 4,50 bis € 5,50
www.expeditionstechnik.de und www.satfon.de

Das Naturfreunde Tourenportal

Seit Herbst 2019 steht das stark erweiterte Tourenportal zur Verfügung. Es ist gemacht, um das Handy via App zur Navigation und Orientierung einzusetzen. Für die Tourenauswahl stehen über 200.000 Vorschläge zur Verfügung. Da der Zugriff auf das Portal mittels App ebenso wie PC/Laptop möglich ist, kann die Tourenplanung bequem am großen Bildschirm erfolgen. Dank Synchronisation zwischen App und Desktop-Version hat man die Planung und alle eigenen Daten auf jedem seiner Geräte verfügbar. Jederzeit genau zu sehen, wo man sich befindet und Tracking von Touren sind selbstverständlich.

 

Drei Versionen zur Wahl

  • Basic (kostenlos): Sehr viele Funktionen, Handynetz für Einsatz nötig.
  • Pro (€ 24,99 p.a. für Naturfreunde Mitglieder): Karten downloadbar, daher offline einsetzbar. Zugriff auf weitere internationale Karten.
  • Pro+ (€ 49,99 p.a. für Naturfreunde Mitglieder): zusätzlich Kartenmaterial von Kompass, Alpenvereinskarten, Swisstopo (Schweiz), IGN (Frankreich), 3-D-Fluganimation von Routen.

www.tourenportal.at