70 zu 30 lautete schon bisher das Umsatzverhältnis zwischen Sommer und Winter am Jenner hoch über Berchtesgaden. Rückblickend erscheint es logisch, dass nach einer mehr Wirtschaftlichkeit versprechenderen Lösung für die 30 Prozent Winterumsatz gesucht wurde, zumal auch diese 30 Prozent von einem deutlich wachsenden Anteil an Nicht-Skifahrern erzielt wurden. „Seit Winter 2024/25 konzentrieren wir uns deshalb einzig auf vielfältiges Wintererlebnis. Wir bieten Rodeln ab Bergstation, Winterwandern, einen 360°-Panoramawanderweg rund um die Bergstation, Schneeschuhtrails und eine unpräparierte, nicht beschneite Skiroute für Tourengeher und Freerider. Beschneit wird bei Bedarf (3 Schneipunkte) einzig die Rodelbahn“, fasst Alexander Eder, Betriebsleiter der Jennerbahn, das neue Angebot zusammen. Sofern ausreichend Naturschnee vorhanden ist, wird der Jenner wie schon bisher von Skitourengehern frequentiert. Überdies werden Freerider, die den freien Skiraum nutzen, weiterhin mit den Seilbahnen transportiert. Es sind das die 10er-Kabinenbahn vom Tal in 630 m via Mittelstation auf den Berg (1.800 m) und die Mitterkaserbahn (kuppelbare 6er-Sesselbahn: 1.530 – 1.800 m), bei der sich die Rodelbahn und die Skiroute befinden.

Erster alternativer Winter 2024/25

8 Prozent mehr Umsatz 2024/25 verglichen mit dem letzten Alpinski-Winter 2023/24, verbucht die Jennerbahn als Erfolg. Dass dieser Winter trotz kurzer Dauer (14.12.2024 bis 9.3.2025) so erfolgreich war, ist auf deutliche Steigerungen bei rodelwilligen Gästen, Schneeschuh- sowie Winterwanderern zurückzuführen. Zusätzlich positiv auf die Wirtschaftlichkeit ausgewirkt haben sich minus 20 Prozent beim Stromverbrauch und 40 Prozent weniger Diesel-Verbrauch. „Unser heuer mit sehr viel positiver Resonanz angenommenes Angebot wird im nächsten Winter beibehalten“, fühlt sich Betriebsleiter Eder, des positiven Gästefeedbacks und der vielversprechenden Wirtschaftlichkeit wegen, bestätigt. Teil der Neuausrichtung ist der Verkauf der 2018/19 eröffneten Jennerwiesenbahn. Die für den Skibetrieb benötigte 6er-Sesselbahn wurde an die Bergbahnen Dachstein West verkauft. Sie wird im April und Mai 2025 demontiert.

Besondere Umstände im Rückblick

„Unser Skigebiet war mit etwa 12 Pistenkilometern klein, aber gleichzeitig anspruchsvoll. Wir hatten nur 1,3 km blaue Pisten“, beschreibt der Jennerbahn-Betriebsleiter die suboptimalen Rahmenbedingungen. Zwar lieben Familien kleine Skigebiete, sie wünschen sich dort aber flache, breite Pisten. Und anspruchsvolle Skifahrer reflektieren meist auf größere Skigebiete mit mehr Möglichkeiten. Das führte am Jenner dazu, dass trotz der Großinvestitionen 2018 und 2019 in die neue Kabinenbahn und die Sesselbahnen, kein deutlich steigendes Skifahrer-Interesse verbucht werden konnte. „Mit konkreten Neuausrichtungsüberlegungen haben wir im Winter 2021/22 begonnen, zumal sich schon damals die deutlich steigende Nachfrage nach alternativen Wintersportangeboten abgezeichnet hat“, erzählt Alexander Eder, der schlussfolgert: „Der Erfolg von Seilbahnunternehmen dürfte zukünftig mehr denn je davon abhängen, wie schnell und flexibel man auf vorherrschende bzw. sich verändernde Rahmenbedingungen reagiert.“

Langer, starker Sommer

Der Sommer, der heuer bereits am 10. April begonnen hat und bis 9. November dauert, ist das wirtschaftliche Rückgrad der Jennerbahn. Das hat auch mit der frequenzstarken Lage im Tourismus-Hotspot Berchtesgaden/Königsee und dem genialen Blick vom Jenner-Gipfel auf den Königsee zu tun. „Neben dem Bergspaziergang zum Jenner-Gipfel sind unsere Wandermöglichkeiten mit großartigem Ausblick ab Bergstation, die zwei Klettersteige sowie unser Gleitschirm- und Drachenflugangebot, überaus beliebt“, beschreibt Eder den Jenner-Sommer.