Schnee, ein Berg und los gehts! Theoretisch. Praktisch ist es nicht ganz so simpel. Denn, damit ein Skitourenrevier hält, was es verspricht, braucht es mehr, viel mehr. „Eine ideale Skitourenregion bietet verschiedene Geländeformen. Das erhöht bei unterschiedlichsten Wetter- und Schneebedingungen die Anzahl möglicher Touren. Zumindest ein Teil der Startpunkte sollte unterhalb der Waldgrenze liegen. Das hat den Vorteil, dass man von Wind und Wetter weniger abhängig ist und bei schlechteren Bedingungen im bewaldeten Bereich blieben kann“, betont Skiführer Stephan Skrobar, der das Freeride- und Alpincenter „Die Bergstation“ in der Ramsau leitet. „Wichtig ist, dass eine Skitourenregion Möglichkeiten in unterschiedlichen Höhenlagen bis hinauf in hochalpine, vergletscherte Regionen bietet. Das ermöglicht die ganze Skitourensaison über, bis in den Mai hinein, Touren machen und zwischen unterschiedlichsten Highlights wählen zu können“, erklärt der Heiligenbluter Berg- und Skiführer Martin Glantschnig.
„Sportfachhändler, die das Skitourengehen als relevant ansehen, sind wichtig. Wenn man etwa Leihski braucht, macht es einen Unterschied, ob das Material am neuesten Stand ist oder nicht. Wichtig ist auch, dass die Ansprechpartner in Sportgeschäften mit dem Tourengehen vertraut sind, etwa wenn man einen Teil seiner Ausrüstung ersetzen muss“, erläutert Skrobar. „Bei uns hat es sich bewährt, dass die regionalen Sportgeschäfte mit Bergführern zusammenarbeiten und so auf erfahrene Profis zurückgreifen können“, erzählt Glantschnig.
Die Experten
Martin Glantschnig
Berg- & Skiführer in Heiligenblut, Obmann des Bergführerverein Heiligenblut
www.grossglockner-bergfuehrer.at
Janko Humar
Slowenischer Skitouren- & Alpinexperte
www.julian-alps.com
Stephan Skrobar
Skilehrer, Skiführer, Alpinausbildner; zuständig für das Sicherheitstraining der Freeride World Tour
www.diebergstation.at
Kundige Ansprechpartner vor Ort
Ebenso wichtig ist es, so Skiführer Skrobar, dass es Bergsport- bzw. Skischulen gibt, die ein professionelles Skitouren-Kursangebot haben und geführte Touren anbieten. „Nur wer in einer eigenen Region regelmäßig unterwegs ist, kennt die Verhältnisse, weiß wann der Schnee wo gut ist, welche Touren auch abseits der regionalen Modetouren interessant sind und wo welche Gefahren lauern“, betont der Experte. „Viele passionierte Tourengeher, die in unsere Region kommen, engagieren Bergführer, damit wir mit ihnen Touren gehen, die sie selbst nicht finden würden“, so der Heiligenbluter Glantschnig.
„In Orten, in dem die Gastgeber Verständnis fürs Tourengehen haben, ist es kein Problem, schon um 6.00 Uhr ein Frühstück zu bekommen“, erwähnt Stephan Skrobar ein Beispiel, das zeigt, ob Tourengeher willkommen sind. Als weiteres Qualitätsmerkmal auf Skitourengeher ausgerichteter Unterkünfte erwähnt Bergführer Glantschnig, „wie schnell und professionell Fragen von kundigen Ansprechpartnern beantwortet werden“.
Es ist die Kombination natürlicher Voraussetzungen – Schneereichtum, unterschiedliche Höhenlagen, Berge mit Skitourenrevieren in verschiedene Himmelsrichtungen u.ä. – mit Services (Sportgeschäfte, Gastgeber, Bergführer), die sehr gute Skitourenregionen auszeichnen. Dem entsprechend haben wir unter zig Top-Regionen drei bewusst unterschiedliche ausgewählt, die wir beispielhaft vor den Vorhang holen wollen: Die Kärntner Nationalparkregion Hohe Tauern rund um Heiligenblut und Mallnitz. Die Dachstein-Tauern-Region inklusive steirischem Teil des Salzkammerguts. Und den slowenischen Teil der Julischen Alpen.
Region Nationalpark Hohe Tauern in Kärnten
„Unter passionierten Skitourengehern sprechen wir eher Abfahrtsorientierte an, da wir durch die Bergbahnen (Heiligenblut, Mölltaler Gletscher, Ankogel) die Möglichkeit haben, sehr hoch oben zu starten“, erzählt Bergführer Martin Glantschnig. Dadurch werden geniale, weite abfahrtslastige Skitouren möglich. „Die Highend-Variante startet bei der Seilbahn-Bergstation Hochfleiss in Heiligenblut mit einer steilen Abfahrt zum Zirmsee. Von dort steigt man zum Hohen Sonnblick auf, wo die zweite Abfahrt Richtung Kolm Saigurn beginnt. Danach folgt der Gegenanstieg hinauf zum Mölltaler Gletscher. Wer möchte kann dann noch weiter nach Sportgastein abfahren“, beschreibt der Heiligenbluter eine Skitourentagesetappe, die mit gerade einmal vier Stunden Aufstieg 40 Kilometer entfernt vom Ausgangspunkt endet. Nicht nur Extremes hat die Region zu bieten: „Das Astental, speziell die Gegend rund um das Sadnighaus, ist ideal für Einsteiger. Und für Genussgeher gibt es zahlreiche 2.500 bis 3.000 Meter hohe Berge, die aus den einzelnen Tälern heraus erreichbar sind. Etwa aus Schachnern auf den Sandkopf (3.090 m) oder im Zirknitztal sowie von Mallnitz aus“, erzählt Glantschnig. Weitere Touren werden durch die ab Ende April geöffnete Großglockner Hochalpenstraße möglich. „Der Brennkogel (3.018 m) oder der Johannisberg (3.453 m) sind dann relativ leicht erreichbar. Das Highlight im Frühjahr ist die Großglockner-Ski-Umrundung inklusive Gipfelbesteigung in drei bis vier Etappen“, weiß der Heiligenbluter Bergfex.
www.nationalpark-hohetauern.at
Dachstein-Tauernregion & Ausseerland
„Unsere Gegend ist sehr schneereich, auch dank ihrer Nordstaulage“, weiß Skiführer Stephan Skrobar, der die Dachstein-Tauernregion und das Salzkammergut kennt wie seine Westentasche und die kurzen Wege zu den unterschiedlichsten Skitourenbergen besonders schätzt. „Dazu kommt, dass“, so der Profi, „die Bergwelt des Dachsteinmassivs inklusive Krippenstein sehr beeindruckend, ja abenteuerlich ist und für ambitioniertere Genussskitourengeher viele lässige Möglichkeiten bietet“. „Für Einsteiger gibt es in der Ramsau, etwa hinauf auf die Brandalm, zahlreiche Routen, bei denen der Dachstein-Panoramablick allgegenwärtig ist. Auch ideal für Einsteiger ist die Planneralm. Man startet relativ weit oben und kann zwischen kurzen und langen Touren auf nahe Gipfel wählen. Für körperlich nicht sonderlich fitte Einsteiger sind technisch leichte Routen, etwa im übersichtlichen Gelände, wie bei uns auf der Tauplitz, ideal“, konkretisiert der Skiführer. „Viele attraktive Genusstouren gibt es in den Bergen rund um die Riesneralm in Donnersbachwald. Und das Gumpeneck (2.226 m) im Sölktal ist für mich einer der geilsten Skitourenberge“, schwärmt Skrobar.
www.ausseerland.at
Slowenien
Es sind die Wow-Berge der Julischen Alpen in Slowenien, allen voran Triglav und Jalovec, die wir im Kopf haben, wenn wir an Skitouren in Slowenien denken. Doch es gibt in den Bergen zwischen Kranjska Gora im Norden, Bled im Osten, Bovec im Westen und Tolmin im Süden zahlreiche sehr attraktive Skitourenmöglichkeiten. Und mit der Juliana SkiTour ein neues, bergeübergreifendes Mehrtagesangebot (vier Etappen, zwei Schwierigkeitslevels). „Die Julischen Alpen liegen nahe an der Adria. Von den Gipfeln aus kann man bei guter Sicht das Meer sehen“, weiß Janko Humar, passionierter Bergsportler und Tourismusmanager. Die Nähe zum Meer beschert Triglav & Co große Mengen an Schnee. „Skitouren sind bei uns deshalb in der Regel bis Ende Mai möglich“, weiß Humar. „Auf engem Raum findet sich in den slowenischen Bergen eine gewaltige Vielfalt möglicher Touren, von leicht im Bereich unterhalb der Waldgrenze bis zu herausfordernd, vor allem aber landschaftlich unvergesslich im Triglav National Park. „Meiner Einschätzung nach die attraktivsten Möglichkeiten gibt es vom Vršič Pass (1.611 m) aus, in der traditionsreichen Skitourenregion Komna, insbesondere mit Ausgangspunkt Dom na Komni-Hütte (1.520 m) und am Kanjavec (2.569 m), dem König unter den Skitourenbergen Sloweniens“, schwärmt Janko Humar.
www.julian-alps.com